Clearstream International S.A. |
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Rechtsform |
Société anonyme |
Gründung |
2000 |
Sitz |
Luxemburg |
Mitarbeiter |
1738 (31. Dezember 2002) [1] |
Branche |
Finanzdienstleistungen |
Website |
www.clearstream.com |
Clearstream International S.A. ist eine im Jahre 2000 aus der Fusion der
Deutsche Börse Clearing AG (vormals
Deutscher Kassenverein AG) und
Cedel International hervorgegangene Abwicklungs- und Verwahrgesellschaft mit Sitz in
Luxemburg. Clearstream fungiert auch als
Zentralverwahrer für die internationalen Kapitalmärkte und für deutsche und luxemburgische inländische
Wertpapiere. Das
Unternehmen ist vollständig im Eigentum der
Deutschen Börse AG.
[2]
Unternehmensprofil
Das Kerngeschäft von Clearstream ist die Dienstleistung als
Zentralverwahrer, also die Abwicklung und Verwahrung von
Wertpapieren.
Der Wert der von Clearstream verwahrten Wertpapiere beläuft sich auf
über 10 Billionen Euro. Damit zählt Clearstream zu den größten weltweit
tätigen Anbietern von Wertpapierdiensten. In
Deutschland
werden die meisten Wertpapiere technisch von Clearstream verwaltet.
Somit ist Clearstream vergleichbar mit einer Zentralbank für
Wertpapiere. Außerdem bietet Clearstream Mehrwertdienste an, etwa die
globale Wertpapierfinanzierung und Investmentfonds-Services.
Eine besondere Rolle kommt der elektronischen Speicherung von
Wertpapierinformationen zu. In Deutschland befinden sich die Server von
Clearstream in
Frankfurt (Main) nur ca. 100 Meter von der Börse entfernt, weitere Standorte sind u. a. in unmittelbarer Nähe der Börsen von
Stuttgart,
Düsseldorf und
Bremen.
Angeblich sollen diese im Krisenfall unabhängig voneinander und autark
das gesamte Börsengeschehen inklusive der Verwaltung der
Wertpapierdepots jeweils 3 Monate lang auch ohne externe Stromzufuhr
aufrechterhalten können.
Mehr als 2.500
Finanzinstitute
in über 100 Ländern sind Kunden bei Clearstream. Das Abwicklungsvolumen
belief sich im Jahr 2007 auf über 250.000 Transaktionen am Tag.
Geschichte
Die Wurzeln der
Girosammelverwahrung in Deutschland reichen bis in das Jahr 1882 zurück, als die
Bank des Berliner Kassenvereins AG[3] in
Berlin begann die Funktion einer zentralen
Wertpapiersammelbank auszuüben
[4]. Es folgte im Jahr 1887 die
Liquidationskasse in Hamburg, die
Kassenverein AG in Köln (1923) und die
Rheinisch-Westfälische Kassenverein AG im Jahr 1924 in Essen.
Im Jahr 1942 übernahm die
Reichsbank alle bis dahin bestehenden 11 deutschen Kassenvereine samt deren Wertpapiersammel- und Abwicklungsgeschäft.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1949, wurden dann, mit Ausnahme von der
Bremer Börse, an jedem
deutschen Börsenplatz neue Wertpapiersammelbanken (Kassenvereine) in Form von
Aktiengesellschaften (wieder-)gegründet:
- 29. Juni 1949: Norddeutsche Kassenverein A.G. in Hamburg[5]
1970 wurde der
Deutsche Auslandskassenverein gegründet, deren
Aktionäre die regionalen deutschen Kassenvereine waren. Am 29. Dezember
1989 fusionieren die sieben deutschen Kassenvereine zur
Deutschen Kassenverein AG. Im Oktober 1997 wurde die
Deutscher Kassenverein AG in
Deutsche Börse Clearing AG umbenannt.
Durch die Fusion der
Deutsche Börse Clearing AG mit der Abwicklungsorganisation
Cedel International entstand dann Anfang des Jahres 2000 die
Clearstream International S.A. mit Hauptsitz in Luxemburg, deren Anteile sämtlich von der
Deutsche Börse AG gehalten werden.
Skandale
Siehe auch: Clearstream Affaire
Im Jahr 2001 mit der Veröffentlichung des Buches „Révélation$”, von
Denis Robert und einem Ex-Clearstream-Mitarbeiter Ernest Backes, wurde
Clearstream beschuldigt, eine internationale Plattform für Geldwäsche
und Steuerflucht über ein illegales System von Geheimkonten zu sein. Die
Luxemburger Justiz hat eine Untersuchung durchgeführt und festgehalten,
dass es keine Substanz zu derartigen Anklagen gab. Die Autoren wurden
nach zehn Jahren Prozesse, die Clearstream und andere Banken gegen sie
führten, vom französischen Berufungsgericht (Cour de Cassation) in
letzter Instanz freigesprochen.
Im Frühjahr 2004 kam es zur „zweiten Clearstream Affäre”, die mehr Aufmerksamkeit erregte. Der Richter
Renaud van Ruymbeke
erhielt anonym Listen zugespielt, die sich mit dem
Frankreich-Taiwan-Fregatten-Skandal auseinandersetzten und aus denen
hervorgegangen sein sollte, dass mehrere französische Politiker
Geheimkonten bei Clearstream hätten, darunter auch
Nicolas Sarkozy,
über die illegale Zahlungen abgewickelt worden seien. Der Richter hat
in der Untersuchung festgestellt, dass die Listen gefälscht waren. Im
Jahr 2006 haben die betroffenen Politiker Klage erhoben, woraufhin eine
Untersuchung eröffnet wurde, die große Aufregung in der französischen
Politik verursacht hat. Drei Personen sind im Januar 2010 verurteilt
worden, Jean-Louis Gergorin, Imad Lahoud, Florian Bourges. Der
Journalist Denis Robert wurde unter Berufung auf das Recht auf freie
Meinungsäusserung freigesprochen.
Rechtsstreit um iranische Gelder
Clearstream ist derzeit in den USA in einen Rechtsstreit verwickelt um 2 Milliarden Dollar auf einem Konto bei Citigroup, die nach Angabe des US-Schatzamtes (US Treasury) aus dem Iran stammen sollen. Das U.S. District Court for the Southern District of New York hatte vor 18 Monaten entschieden, dass dieses Guthaben eingefroren werden soll. Grund dafür ist eine Klage von US-Marinesoldaten, die 1983 bei einem Terrorangriff auf Kasernen in Beirut getötet oder verletzt worden sind.[6]
Siehe auch
Literatur
- Denis Robert, Ernest Backes: Das Schweigen des Geldes. Der Clearstream-Skandal. Pendo-Verlag, Zürich 2003, ISBN 3-85842-546-X.
- David Loader: Clearing, Settlement, and Custody. Butterworth-Heinemann, Oxford 2002, ISBN 0-7506-5484-8, (Operations Management Series).
- Jean-Pierre Thiollet, Beau linge et argent sale. Fraude fiscale internationale et blanchiment des capitaux. Anagramme édition, Croissy-sur-Seine 2002, ISBN 2-914571-17-8.
- David M. Weiss: Global Securities Processing. The Markets, the Products. New York Institute of Finance, Paramus, NJ u. a. 1998, ISBN 0-13-323965-9.
Einzelnachweise
- ↑ Mitarbeiterverteilung der Gruppe Deutsche Börse, Seite 41
- ↑ Clearstream: Company Structure, abgerufen am 26. Oktober 2008
- ↑ Aktie und Geschichte der Bank des Berliner Kassenvereins
- ↑ Reinhold Adrian, Karl Friedrich Hagenmüller, Gerhard Diepen, Thomas Heidorn: Der Bankbetrieb, Seiten 312 ff.
- ↑ Historisches Archiv · Nr. 76 vom 29. Juni 1949 · Seite 11
- ↑ Jay Solomon: U.S. Freezes $2 Billion in Iran Case. Wallstreet Journal, 14. Dezember 2009.
Weblinks